St.Martin-Straße im südlichen Ortsteil
Die katholische Kirche St. Martin wurde bereits im 8. Jahrhundert als Eigenkirche des ersten Frankenkönigs Pippin III „der Kleine“ mit einem Vorgängerbau zu dem heutigen Gebäude begründet. 760 n.Chr. ist die Kirche zum ersten Mal erwähnt in der Schenkungsurkunde mit der Pippin III. den Fronhof Deiningen mit allem seinem Besitz an den Bischof von Fulda überschrieb.
Die Kirche präsentiert sich seit dem Mittelalter, ca. 1330 n.Chr., als eine typische Wehrkirche mit einem Turm als Bergfried und strahlt das bis heute auch noch aus, obwohl die Wehrmauern wohl stärker waren, als die heutige Umfassungsmauer.
Typisch ist nach wie vor der massive Kirchturm, zum Teil gebaut aus römisch behauenen Steinen, die vermutlich aus umliegenden aufgelassenen römischen Höfen stammten. Im oberen Teil befindet sich eine im Jahr 1702 aufgebaute Glockenstube mit zum Teil original historischen Glocken. Die älteste Glocke wurde bereits 1357 in Nürnberg gegossen.
Die am frühesten datierten noch heute sichtbaren Bauteile der imposanten Kirche aus dem 14.Jh. sind der Christuskopf aussen an der Südseite und der Johannesadler und das Chorkruzifix im Innern. Der Christuskopf und das Säulenfragment müssen nicht unbedingt dort an der Stelle angebracht gewesen sein, wo sie sich heute befinden.
Im Jahr 2012 wurden im Rahmen der Renovierungsarbeiten am Turm neuere Erkenntnisse ermittelt.
Eine dendrologische Untersuchung der Holzbalken ergab, dass die Errichtung des jetzigen Daches um 1479/80 erfolgt war. Dies gilt für Ost- und Westteil. Das Mittelteil stammt aus dem Jahr 1662. Am Mauerwerk sieht man keine einschneidenden Eingriffe aus der Zeit. Auffällig erscheinen die Lage und Größe der romanischen Fenster im Westen und die Lage der gotischen Fensterreste im Osten. Ebenso die Lage der runden Fenster, die wohl bei Erneuerungen aus der Barrockzeit stammen.
Dort wo sich heute die erhöht liegende Kapelle befindet, verband früher eine Brücke das Pfarrhaus mit einer kleinen auf gleicher Höhe befindlichen Kapelle und der darunter liegenden katholischen Sakristei. Diese Kapelle wurde nach einem Zerfall wieder, dann in der heutigen Größe, aufgebaut.
In der neueren Zeit wurde diese Kapelle lange als Büchereiraum genutzt.
Nach der Reformation fanden beide Konfessionen in der Kirche als Simultankirche ab 1616 bis 1961 ihr Zuhause.
Neben der schon erwähnten katholischen Sakristei erforderte es eine evangelische, die an der Südseite des Kirchenschiffes angebaut wurde.
Die bereits genannten Renovierungsarbeiten an der Kirchenfassade wurden 2015 abgeschlossen.
Im Innenraum der Kirche findet sich ein Barockaltar, Heiligenfiguren und Fresken, wertvolle Heiligendarstellungen, zum Teil im späten 18. Jahrhundert gefertigt durch den Neresheimer Kirchenmaler Michael Zink. Ebenso wurden die Deckengemälde von ihm gestaltet, von denen eines jedoch durch den Maler Magnus Hotter 1954 erneuert werden musste.
Im Jahr 2019 wurden im Innenbereich der Kirche umfangreiche Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten wurden zahlreiche Untersuchungen im Chorraum und an den Deckenbildern durchgeführt, die Aufschluss über die langjährige Baugeschichte der Kirche geben.
Für den neu gestalteten Chorraum entwarf der Bildhauer Fred Jansen (Oettingen, s. auch „Meteorbrunnen“) in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde und dem Architekturbüro Koukol, Deiningen, die sakrale Ausstattung: Altar, Ambo, Osterleuchter, Kredenz und Sedilien).
Neben der Kirche befindet sich das imposante Pfarrhaus und im Pfarrgarten der als Pfarrsaal genutzte umgebaute ehemalige Pfarrstadel. In dessen Dachgeschoss wurde die Oekomenische Gemeindebibliothek untergebracht.
Text: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Deininger Heimatbuch und Archiv Gemeinde Deiningen
Bildnachweis: Gemeinde Deiningen